Forschungsförderungen beantragen: Fragen stellen, Geld einwerben, Wissen verändern.

Apr 1 / Dr. Lena Eckert


Homogenität unter Wissenschaffenden und einseitige Verteilung von Geldern. 

Wissenschaftler*innen in Deutschland sind immer noch eine sehr homogene Gruppe. Mehr als 75% der Professuren werden von Männern besetzt (in den Ingenieurswissenschaften sogar mehr als 89%). Menschen nicht-deutscher Herkunft oder POCs finden sich kaum in Deutschland auf den Professuren, verlässliche Zahlen gibt es dazu nicht.

Wie soll eine diverse Gesellschaft wie die unsere gut funktionieren, wenn ihre Wissenschaft von einer nicht-repräsentativen Gruppe von Menschen, die ähnliche Lebensläufe, Erfahrungen und vielleicht auch ähnliche Forschungsfragen haben?


Warum DU?

Es kann sich nur etwas verändern, wenn wir die eigene Handlungsfähigkeit erkennen und ausbauen – sprich: Fragen zu stellen, die vielleicht nicht vom Mainstream der Wissenschaffenden gestellt werden. Das heißt aber auch Gelder einwerben, um die richtigen Antworten finden zu können.

Sich trauen!

Im Workshop zu „Forschungsanträge schreiben? Ja DU!“ (19. April 2024, 10-12 Uhr) möchten wir uns damit beschäftigen, wie ihr eure Forschungsfragen in Drittmittelprojekte umwandeln und die Wissenschaftslandschaft mit Euren Fragen bereichern könnt.

Wie schreibst du einen guten Projektantrag, um die Beantwortung deiner Fragen finanziert zu bekommen?  

Mind-Set kennen und gegeben Falls ändern

Hast du dich schon mal dabei erwischt, zu denken, dass der Aufwand, den du betreiben musst, um einen Drittmittelantrag zu stellen, sich vielleicht gar nicht lohnt? Denkst du, dass dir deine Energie und deine Zeit dafür zu schade sind und dass das, was dabei rumkommen könnte eventuell gar nicht so viel bringen wird?  

Falls du jedoch gerne forschst, liest, schreibst und denkst, dann gibt es keine bessere Möglichkeit, das entspannt zu tun, als auf einer gut ausgebauten Drittmittelstelle, die du für dich selbst eingeworben hast. Du bist hier einfach in vielerlei Hinsicht dein eigener Boss – vielleicht sogar Chefin von Anderen. Die Freiheit, die eine solche Förderung bedeutet ist immens – auch der Nutzen für deine Karriere, falls du eine anstrebst, ist groß. Drittmitteleinwerbungen stehen bei Berufungen hoch im Kurs und du kannst unabhängig von anderen an Dingen arbeiten, die du dir selbst ausgesucht hast.

Die Landkarte kennen – sich selbst verorten

Um das passende Förderprogramm zu finden, musst du die Förderlandkarte in Deutschland und Europa gut kennen. Welche Programme gibt es da draußen eigentlich und welche passen für dich und dein Projekt? Weitere Fragen, die du dir stellen solltest, sind: Wie lange will ich an einem Projekt arbeiten und will ich das alleine tun oder mit Unterstützung durch Mitarbeiter*innen? Bin ich an einen Ort gebunden, oder kann ich auch flexibel in Deutschland oder Europa unterwegs sein? Gibt es Kolleg*innen, mit denen ich mir eine Kooperation vorstellen kann? Oder auch außeruniversitäre (Forschungs-)Einrichtungen, mit denen ich gerne zusammenarbeiten würde? All diese Fragen und noch ein paar mehr solltest du dir vor einer Suche nach einem passenden Fördermittelgeber überlegen. Du wirst im Prozess der Antragstellung sehr viel über dich und dein Projekt lernen. Im Besten Falle kann dein Projekt im Laufe der Antragsstellung zu deinem Herzensprojekt werden. Ein spannendes Unterfangen – manchmal anstrengend, oft aber auch sehr befriedigend. Manchmal auch ganz unabhängig von der Bewilligung. 

Eigene Forschungsfragen entwickeln – die eigenen Werte kennen(lernen)

Wenn du eine leidenschaftliche Wissenschaftler*in – und intrinsisch motiviert bist, zu forschen, dann wird es dir nicht schwerfallen, Fragen an dein Fach zu entwickeln. Oft tragen wir ja auch schon seit unserem Studium Fragen mit uns herum, die manchmal nur herausgelockt und bekräftigt werden müssen. Das Interesse einer Wissenschaftlerin ist der beste Kompass für gute Fragen. Da muss manchmal auch nur ein bisschen Selbstbewusstsein her und ein bisschen Kampf gegen das Hochstapler*innen Syndrom stattfinden. Was beschäftigt dich, in welche Richtung liest du gerne? Welche Aspekte deiner Expertise sind die, die dich am meisten befriedigen und sicher fühlen lassen – wo reibt es, wo pickst dich etwas? Was findest du wichtig, was hat mit deinem Leben und deinen nicht-wissenschaftlichen Interessen zu tun.

Eine Fragestellung, die wirklich aus dir herauskommt, wird die überzeugendste in einem Forschungsantrag werden. Du musst sie nur finden.

Extrinsische Werte – Karriereentwicklung mitdenken 

Willst du weiter forschen können, ist das dein Wunsch? Würdest du gern Professor*in werden? Vielleicht auch motiviert durch eine Lebenszeitstelle – Sicherheit, Anerkennung, Macht und Freiheit – all diese Motive zählen auch bei einem Forschungsantrag und du solltest dir ihrer bewusst sein. Was ist dir wichtig und warum? Antworten auf diese Fragen können auch helfen, den richtigen Geldgeber zu finden und die - für alle Motive - passende Fragestellung zu erarbeiten. 

Passen wir eigentlich zusammen? 

Es passen nicht alle Drittmittelgeber*innen zu dir und deiner Fragestellung. Das solltest du vorher herausfinden, indem du Kolleg*innen befragst, mit den Drittmittelgeber*innen sprichst, dein Anliegen schilderst und dich beraten lässt. An vielen Universitäten gibt es bereits Anlaufstellen, die dir detaillierte Informationen geben und dir oft sogar bei der Antragstellung helfen – bis hin zur Berechnung von Mitarbeiter*innenstellen. 

Schreiben – oh nooooo.... 

Tja und dann geht es ans Schreiben. Jetzt fängt das Drama erst an? Nein – die Hälfte ist doch schon geschafft! Du kennst deine Fragestellung, du weiß, warum du einen Forschungsantrag schreibst, du weißt, wo du ihn einreichen willst und was genau die Anforderungen sind. Vielleicht hast du auch schon Kooperationspartner*innen und Unterstützer*innen an Bord. Jetzt wird geplant, recherchiert und geschrieben – und das ist der Teil, der am meisten Spaß machen kann, denn hier entsteht die Zukunft deines Projektes und auch deine eigene! 

UND: sich selbst verkaufen! 

Ach und dann noch was: Etwas, das manchen Menschen schwerfällt – oft Frauen* und Menschen, die von und an den Rändern der etablierten Disziplinen leben, arbeiten und denken. Du musst dich selbst verkaufen – unschöner kann man es nicht formulieren. Aber jetzt geht es darum, dass deine zukünftigen Förderer verstehen können, warum sie, wenn sie sich für dich und deine Fragestellung entscheiden, darauf verlassen können, dass die Arbeit getan wird. Hier geht es darum, dass du beschreibst, wie du in deinen vorangegangenen Projekten gearbeitet hast, wofür du deine Zeit benutzt hast, welche (auch kleinste) Projekte dich dorthin gebracht haben, wo du jetzt mit dieser neuen Fragestellung stehst. Es geht oft auch um Nachvollziehbarkeit von Motivation und Verortung bei der Auswahl von Drittmittelantragsteller*innen. Klingt gar nicht mehr so unangenehm, oder? 

Zum Schluss: 

Und das ist mir sehr wichtig zu betonen, weil ich das selbst gerade lerne. Die Abgabe muss gefeiert werden! Nicht nur die Bewilligung, sondern auch schon der Erfolg, dass man sich ein Ziel gesetzt hat, und es erreicht hat – der Antrag ist eingereicht und das ist dein eigener Verdienst. Du hast es geschafft! Und dann fließt vielleicht auch noch Geld – ist das nicht toll? 

Workshop zu Beantragung von Drittmitteln: Forschungsantrag schreiben? Ja DU! (19. April 2024, 10-12 Uhr bei THE WRITING ACADEMIC, Kosten für Externe: 39€, inklusive in unserem Community-Abo!)

Die Autorin und Dozentin des gleichnamigen Workshops:

Dr. Lena Eckert: Genderwissenschaftlerin und Schreibcoach mit einer intrinsischen Motivation, mehr Frauen* und andere, am Rand der Wissenschaft positionierten Menschen, dazu zu bringen, große Förderanträge zu stellen und großes Geld für wichtige Fragen einzuwerben. 

THE WRITING ACADEMIC

Es gibt eine gute Nachricht: was manchmal ganz und gar unmöglich erscheint, nämlich produktiv zu schreiben —  trotz Wissenschaftsalltag — das geht. Es geht wirklich. Aber: Es geht nicht von allein. Und es geht auch nicht so gut allein. Hier schreiben die drei Schreibcoaches zu Themen rund um eine neue Wissenschaftskultur, dem Thema Online-Coworking und nachhaltigen Produktivitätsroutinen. 

Viel Spaß und guten Flow!

Ingrid Scherübl, Wiebke Vogelaar & Katja Günther

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Die Autorin und Dozentin des gleichnamigen Workshops:

Dr. Lena Eckert
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enderwissenschaftlerin und Schreibcoach mit einer intrinsischen Motivation, mehr Frauen* und andere, am Rand der Wissenschaft positionierten Menschen, dazu zu bringen, große Förderanträge zu stellen und großes Geld für wichtige Fragen einzuwerben. 

Nutze die Kraft der Focus-Session!

THE WRITING ACADEMIC ist eine Online Coworking Community aus Wissenschaftler:innen, die ihr Schreiben durch die Produktivitätsmethode der Focus-Session gemeinsam optimieren, um inmitten des prall gefüllten akademischen Alltags herausragenden Schreiberfolg zu erzielen.

Weitere Beiträge bei THE WRITING ACADEMIC

Es gibt eine gute Nachricht: was manchmal ganz und gar unmöglich erscheint, nämlich produktiv zu schreiben — trotz Wissenschaftsalltag — das geht. Es geht wirklich. Aber: Es geht nicht von allein. Und es geht auch nicht so gut allein. In akademischen Kontexten gibt es leider selten ein wirklich empowerndes Miteinander. Ja, das haben wir selbst schon mitbekommen und am eigenen Leib erfahren. Sich während Habilitation oder Promotion als Einzelkämpfer:in zu fühlen, ist alles andere als bekömmlich und noch weniger förderlich.

Eine andere Wissenschaftskultur ist möglich. Und auch Du kannst ein Teil davon sein. THE WRITING ACADEMIC Online Coworking & Coaching für Wissenschaftler:innen, bietet Dir genau das: eine Community, die miteinander Strukturen und Produktivitätsroutinen für eine konsistente Schreibpraxis pflegen, ihr Mindset reflektieren, und Deep Work priorisieren, um auf ihren Karrierewegen wirklich weiter zu kommen.Bei THE WRITING ACADEMIC findest Du unseren Input zur neuen Wissenschaft.