SQ3R – Die Formel für nachhaltige Textarbeit

Apr 1 / Wiebke

Wie viele Artikel und Bücher liegen gerade auf Deinem Schreibtisch, sind auf Deinem Laptop gespeichert oder bereits in Dein Literaturverwaltungsprogramm eingespeichert? Und wie viele davon warten darauf endlich gelesen zu werden? Neben diese Texte gesellen sich dann noch all jene, die Du bereits gelesen hast. Aber was stand da eigentlich drin? Und was hat das Gelesene mit Deinem aktuellen Schreibprojekt zu tun?

Ja, die Arbeit mit fremden Texten gehört zum wissenschaftlichen Kerngeschäft.

Ohne zu wissen, was andere zuvor erarbeitet haben, können wir unsere eigenen Themen weder formen noch ausargumentieren. Wir wollen informiert sein – bloß keinen zentralen Text verpassen zu zitieren. Wir wollen unsere eigene Arbeit von der anderer abgrenzen. Wir wollen diese eine relevante Lücke finden, die andere in ihrer Forschung offengelassen haben. Für all dies müssen wir lesen.
Manchmal reicht es dabei aus eine einzelne Kernaussage in einem Text zu finden, um diesen korrekt und informiert zitieren zu können. Manchmal müssen wir aber auch so richtig reinsteigen in den Text, um ihn durch und durch zu verstehen. In beiden dieser extremen Fälle – und allen dazwischen – kann die SQ3R-Lesemethode helfen den richtigen Rahmen für den Leseprozess zu finden und einzuhalten. Sie hilft sich nicht im Text zu verlieren und genau aus ihm herauszuholen, was Du suchst. Darüber hinaus leitet sie noch ganz wunderbar dazu an, das Gelesene festzuhalten und in Deiner eigenen Forschungsarbeit zu verankern.

Was bedeutet SQ3R?

Die SQ3R Methode ist eine bewährte Lernstrategie, die von vielen Studierednen und Wissenschaftler:innen erfolgreich angewendet wird. SQ3R ist ein Akronym, das für die Schritte steht, die beim Lesen und Verstehen angewendet werden sollten: Survey, Question, Read, Recite, und Review. Im Folgenden werde ich die SQ3R Methode im Detail erläutern und zeigen, wie sie angewendet werden kann, um Texte effektiver und effizienter zu verstehen und in den eigenen Forschungsprozess einzubauen.

Schritt 1: Survey (Übersicht)

Der erste Schritt der SQ3R Methode besteht darin, einen Überblick über das Material zu bekommen. Dies bedeutet, dass man sich einen schnellen Überblick über die Artikel, das Kapitel oder anderen Text verschafft, den man durcharbeiten möchte. Einige der Dinge, auf die man achten sollte, sind:
  • Überschriften und Untertitel
  • Bilder, Diagramme oder Tabellen
  • Einleitung und Schlussfolgerungen
  • Stichpunkte oder Zusammenfassungen
Der Zweck dieses Schrittes ist es, der Leser:in einen schnellen Überblick darüber zu verschaffen, was der Text zu bieten hat. Indem man sich zuerst einen Überblick verschafft, kann man sich beim eigentlichen Lesen auf das Wichtigste konzentrieren und besser verstehen, worauf man sich konzentrieren sollte. Denn: wissenschaftliche Texte muss man sehr selten im Ganzen lesen. Vielmehr geht es darum, ihre Essenz zu verstehen und mit dem eigenen Thema in Verbindung zu setzen.

Schritt 2: Question (Fragen)

Der zweite Schritt besteht darin, Fragen zu stellen. Dies bedeutet, dass man sich überlegt, welche Fragen man an den Text hat. Diese Fragen können sich zum Beispiel aus der eigenen Forschungsfrage ableiten. Zum Beispiel könnte man sich fragen:
  • Was sind die Kernaussagen/die Ergebinisse?
  • Was ist das Ziel der Autor:in?
  • Welches Datenmaterial wird wie präsentiert?
  • Wie würde die Autor:in meine Forschungsfrage beantworten?
Indem man vor dem Lesen Fragen formuliert, wird man dazu ermutigt, aktiv zu lesen und nach Antworten zu suchen, die einem auch wirklich weiter helfen statt von kompletten Texten erschlagen zu werden. Dies hilft, das Verständnis zu vertiefen.

Schritt 3: Read (Lesen)

Der dritte Schritt besteht darin, das Material gründlich zu lesen. Während des Lesens sollte man sich auf das konzentrieren, was wichtig ist, um die vorher gestellten Fragen zu beantworten. in dieser Phase sollte man sich Notizen machen und Stellen im Text markieren. Einige Dinge, auf die man achten sollte, sind:
  • Schlüsselbegriffe und Definitionen
  • Beispiele und Anwendungen
  • Argumente und Gegenargumente
  • Wichtige Fakten und Zahlen
Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um das Material gründlich zu lesen, und nicht zu versuchen, es auf die Schnelle durchzulesen. Allerdings eben nur die Stellen, die auch wirkich relevant sind. Um das einzugrenzen dienen die Schritte 1 und 2. 

Schritt 4: Recite (Wiedergeben)

Der vierte Schritt besteht darin, das Gelesene wiederzugeben. Dies bedeutet, dass man versucht, das Material aus dem Gedächtnis wiederzugeben und zu erklären. Hier werden Antworten auf die in Schritt 2 formulierten Fragen notiert. Einige Möglichkeiten, dies zu tun, sind:
  • Zusammenfassungen schreiben
  • Fragen beantworten
  • Eine fiktive Präsentation erstellen
  • Ein Mindmap für den Text erstellen
Indem man das Gelesene in eigenen Worten wiederholt und wiedergibt, kann man sicherstellen, dass man das Material wirklich verstanden hat. 

Schritt 5: Review (Wiederholen)

Der fünfte und letzte Schritt besteht darin, das nun selbst erstellte Material zu wiederholen und zu überprüfen. Dies bedeutet, dass man sich Zeit nimmt, um es erneut zu lesen und sich an die wichtigsten Punkte zu erinnern. Zu diesem Schritt gehört es auch, das Neue mit dem eigenen Text in Verbindung zu bringen. Einige Möglichkeiten, dies zu tun, sind:
  • Zusammenfassungen überarbeiten
  • Notizen hingehend der eigenen Forschung überprüfen
  • Das neue Material in eine größere Mindmap einordnen
Indem man das Material wiederholt und es in den eigenen Forschungskontext einbindet, kann man sicherstellen, dass das Lesen einen langfristigen Effekt hat. Es ist auch eine gute Möglichkeit, das Verständnis zu vertiefen und zu überprüfen, ob man das Material wirklich verstanden hat.

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Es gibt eine gute Nachricht: was manchmal ganz und gar unmöglich erscheint, nämlich produktiv zu schreiben —  trotz Wissenschaftsalltag — das geht. Es geht wirklich. Aber: Es geht nicht von allein. Und es geht auch nicht so gut allein. Hier schreiben die drei Schreibcoaches zu Themen rund um eine neue Wissenschaftskultur, dem Thema Online-Coworking und nachhaltigen Produktivitätsroutinen. 

Viel Spaß und guten Flow!

Ingrid Scherübl, Wiebke Vogelaar & Katja Günther

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