Entfalte Deine Wertschätzung mit einem Jahresrückblick

Dec 1 / Katja


Sammle Momente für dich selbst in Deinen Wertekorb

Wertschätzung funktioniert in beide Richtungen: Wenn Du sie anderen schenkst, aber auch und vor allem, wenn Du Dich und Deine eigenen Erlebnisse, Erfahrungen und kleinen Erfolge wertschätzen lernst.

Also sammele und ernte wie im Bild die Äpfel im Korb, Momente der Wertschätzung für Dich selbst.

In dem Wort Wertschätzung steckt das Wort Wert. Ein Wert ist etwas Überdauerndes, etwas, das bleibt, aber sich auf Dauer und mit Deiner eigenen Entscheidung auch verändern kann. Wenn wir eine Wortwolke bilden, dann tauchen Wörter auf wie Selbstbestimmung, Genuss, Erfolg, Menschlichkeit, Sicherheit, Fürsorge, Wohlwollen, Verlässlichkeit, Toleranz.

Die Kraft der Wertschätzung: Loben, Würdigen, Kooperieren

Wer nur mit sich selbst streng ist und sich Höchstes abverlangt, wird das oft auch von anderen verlangen. Kannst Du gut loben? Würdigen? Komplimente machen? Kannst Du kooperativ schätzen, was jemand anderes macht oder ist? Ohne Neid?

Meist sind es alte Geschichten und Erfahrungen rund ums Wertschätzen, die aus Deiner Familie kommen, und die Du schon als Kind gelernt hast. Wann wurdest Du gelobt? Und wie oft? Wie haben Dir Deine Eltern gezeigt, dass Du gut so bist, wie Du bist – vielleicht auch ohne, dass Du dafür etwas bringen musstest? Viel zu oft ist Wertschätzung für Kinder in unserer Kultur leider damit verbunden, welche tollen Leistungen Du bringst, was für ein schönes Bild Du gemalt hast oder wie toll Du beim Tisch decken geholfen hast. Dabei zählt doch eigentlich schon allein, dass es Dich gibt, als neugieriges, aufgewecktes kleines Wesen, das sich in dieser so übervollen Welt zurechtfinden lernen muss, irgendwie bestehen will und dabei gar nicht immer nur superpfiffig sein muss.

Ist akademisches Selbstwertgefühl eine Rarität?

Das Ringen um den Selbstwert geht dann gerade auch in der Akademia für Dich als erwachsene Person weiter. Wann wird dort überhaupt mal gelobt? Wirklich konstruktiv unterstützt? Wann bekommst Du den Dank oder die Wertschätzung für Deine Diss oder Dein Paper? Das ist viel zu selten, viel zu selten. Gefährlich also Dein eigenes Selbstbild davon abhängig zu machen, dass andere Dich loben oder sehen.

Wie wäre die Welt für Dich, wenn Du das selbst für Dich besser könntest?

Das Bild eines Topfes als Metapher für Dein Wohlbefinden

Die bekannte Familientherapeutin Virginia Satir hat in den 70iger Jahren das Bild des Selbstwerttopfes geprägt. Sie erzählt: „Als Kind lebte ich auf einem Bauernhof. Vor unserem Hintereingang stand ein großer schwarzer Eisentopf. Er war rund und schön und stand auf drei Beinen. Wir machten unsere Seife selber, und so war einige Zeit im Jahr der Topf voller Seife. Wenn es im Herbst Dreschzeit wurde, füllten wir den Topf mit dem Eintopf. Und zu anderen Zeiten wurde er benutzt, um Dünger für die Blumenbeete darin aufzubewahren. Im Lauf der Zeit nannten wir den Topf „SED-Topf“ [Seife, Eintopf, Dünger-Topf]. Immer, wenn irgendjemand den Topf benutzen wollte, musste er oder sie sich folgende zwei Fragen stellen: Was ist gerade im Topf? Wie voll ist er?“
Beim Selbstwert ist es genauso. Dein Topf oder Gefäß kann leer sein, kaputt und ein Loch haben, zerstört sein, wenn immer und immer Dir blöde, peinliche Dinge passieren, Du etwas nicht gut schaffst, Du runtergemacht wirst, nicht gesehen wirst. Er kann voll sein, wenn Du selbst oder jemand anderes stolz auf Dich ist, Dir Zuneigung entgegenbringt, Dich wirklich als ganze Person sieht und würdigt. Das Spannende an Wertschätzung ist ja, dass sie von Dir aus zu anderen fließen kann und ihnen dabei hilft, sich selbst als wertvolle Wesen zu spüren. Aber genauso hebst Du damit Dein eigenes Selbstwertgefühl.

Erinnere Dich an Momente der Stärke und Klarheit

Wenn Dir diese Metapher mit dem Gefäß gefällt, dann kannst Du direkt ausprobieren, Dich an eine oder mehrere Situationen zu erinnern, wo der Topf wirklich gut gefüllt war. Das ist ein schönes und wichtiges Gefühl. Dann bist Du nämlich wirklich voll hier in dieser Welt, Du kannst was, bist wer – nämlich Du – und fühlst Dich stark und klar und magst Dich. Und gibt es nicht ganz oft solche kleinen Dinge im Leben, die den eigenen Topf füllen könnten? Das geht vor allem mit dem neu Hinschauen, das Kleine sehen, vieles freundlicher bewerten, würdigen, was alles an Kleinstem in die richtige Richtung geschehen ist und woran Du beteiligt bist. Es sind die Mauseschritte in Deiner Dissertation, Dein gutes Körpergefühl nach dem Joggen, ein gelungener Vortragsmoment, und so Vieles mehr. Bei THE WRITING ACADEMIC übst Du jedesmal vor einer Fokus Session, Dir eine bewältigbare Aufgabe zu stellen – und kannst direkt nach den 50 Minuten überprüfen wie es geklappt hat. Und das macht Mut – und füllt den Selbstwerttopf.
Und zu anderen Zeiten ist der Topf leer oder er leckt. Da läuft die Energie der Selbstwertschätzung einfach nur so raus. Vielleicht hast Du Dich in einer Situation hilflos gefühlt, hast Dich für eine Deiner Handlungen geschämt, es gab einen blöden Irrtum. Das fühlt sich absolut nicht gut an. Dein Selbstwert ist dann gerade niedrig. Beginne, Dir einzugestehen, wo Dir etwas nicht gut getan hat, wer Dir mit einem doofen Kommentar Kraft nimmt oder genommen hat.

Steuere den Energiefluss der Selbstliebe lieber selber

Nun hast Du mit dem Bild des Topfes ein kleines Instrumentarium, um zu checken, wo Du gerade stehst mit Deiner Selbstliebe: Was könnte vielleicht der nächste Schritt sein, um Dein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein wieder mehr aufzufüllen? Was (oder wen) solltest Du meiden? Diesen Vorgang nennt man Selbstwertregulierung und eigentlich geschieht das ständig. So verläuft ja das ganze Leben. Manchmal ist es schon erstaunlich, was Dich in kurzer Zeit echt runterbringen kann, und erinnere Dich, wie toll so ein kleines Lächeln auf der Straße oder beim Einkaufen, ein kurzer Schnack mit einer fremden Person, sich anfühlen können. “You made my day”: Ich bin gesehen worden und habe jemanden gesehen. Für einen kurzen Moment, echt, intensiv, wahr. Das tut beiden Seiten gut. Und das macht den Topf voll. Auf diese Weise kannst Du auch anderen zurückgeben, was Du bekommst, es entsteht im besten Falle ein Fließen. Lerne genauer hinzuschauen und zu üben: Was brauchst Du gerade?

Kleine Dinge, große Wirkung: Die Magie des Alltäglichen

Einfach ist das nicht immer, denn wir sind sehr darauf getrimmt, uns selbst erst gut finden zu können, wenn wir eine bestimmte, selbst oder von außen gesetzte Leistung vollbracht haben. Wie schade. Da hecheln wir dann den Noten, Abschlüssen, Kommentaren von anderen hinterher, um uns einen kleinen Moment zu mögen, und dann geht es schon weiter. Wir versuchen, ein festes Selbstbild aufzubauen und zu halten. Dabei ist unsere Identität so viel flüssiger, und Du kannst schnell in die eine oder andere Richtung rutschen. Dann aber auch immer wieder selber etwas dafür tun.
Also, wie wäre es, wenn Du Dich einfach für Dein Menschsein in dieser Welt, in Deinem Alltag schätzen könntest? Und mehr auf kleine Dinge acht gibst?
Indem Du schaust, wo Du geben kannst und wo Du bekommst. Wo Du selbst etwas erreichen willst, wo Du freundlich mit Deinem Scheitern umgehen kannst, Dich immer wieder als Lernende siehst. Es lohnt sich wirklich, da mal bewusster hinzuspüren. Dann tun sich lauter kleinste Momente auf, wo Dein Selbstwert-Topf sich füllen kann. Und ja, erstaunlicherweise füllt er sich ja auch, wenn Du Wertschätzung für andere gibst. Denn eins unserer Grundbedürfnisse ist es, gesehen und so angenommen zu werden, wie wir sind, mit all unseren Macken und Seltsamkeiten.
Kannst Du das für Dich selbst auch schon ein bisschen? Nein, nicht so gut? Dann übe es. Stell Dir Fragen nach kleinsten Erfolgen, schönsten Minimomenten von Verbundenheit und Vertrauen, nach dem, was an Mauseschritten in Deinem Leben Dich dem näher bringt, wer und wie Du sein willst. Immer mit all der möglichen Selbstmilde, Die Du auch Deinen Kindern, Deiner besten Freundin, Deinem Haustier oft ganz einfach entgegenbringen kannst. Welche Kolleg:innen tuen Dir gut? Wem könntest Du mal ein schönes Kompliment machen? Wo gelingt Deinem Textprojekt schon richtig gut? Hier liegt der Schlüssel für Deinen Selbstwerttopf verborgen. Nutze ihn.

Von Äpfeln und Würmern: Dein Jahr in Wertschätzung

Und da das Jahr sich seinem Ende entgegen neigt, möchte ich Dir hier ein paar Fragen stellen, um Dein vergangenes Jahr zu würdigen: privat und beruflich und damit ganz individuell Dich selbst. Schenke Dir selbst Aufmerksamkeit, Anerkennung und Reflexion schon allein für Dein Bemühen und die ganze aufgebrachte Energie, schenke Dir Selbstfreundlichkeit für Gelingendes und Achtung und Respekt vor den Momenten des Scheiterns. Ernten kannst Du diese Äpfel der Selbstliebe nur, wenn Du genau hinschaust, und einen nach dem Anderen würdigst – ja, sogar die mit dem Wurm.

Viel Spaß.

Kleine Wertschätzungsernte für 2023

Die letzte Phase heißt “Abrunden”. Würdige Getanes! Ja, auch wenn es ganz anders oder weniger ist, als Du Dir vorher erhofft hattest. Freu Dich auf eine wohlverdiente selbstgesetzte Belohnung und checke bewusst aus dem Schreibprozess aus. Es ist eine große Kunst zu wissen, wann es reicht, und dann auch wirklich aufzuhören. Was hast Du heute erreicht? Erhole Dich mit gutem Gewissen, denn ohne Regeneration gibt es keine Produktivität. Einer der Impulse lautet daher: Soweit für heute. Wie möchtest Du Dich jetzt erholen? Abrunden bedeutet, Deine Arbeit abzuschließen und loszulassen. Vielleicht willst Du noch für die nächste Schreibzeit eine kleine Spur legen. Aber jetzt reicht es für heute oder für jetzt.
  • Was ist mir im Jahr 2023 besonders gut gelungen?
  • Welcher persönliche Wunsch ist für mich in Erfüllung gegangen?
  • Worauf bin ich so richtig stolz?
  • Welche Person habe ich kennengelernt, die mein Leben besonders bereichert hat?
  • Was habe ich mir persönlich Gutes getan?
  • Wann und wodurch habe ich mich besonders geliebt gefühlt?
  • Welches Buch, welche Lektüre, welches Werk hat mich am meisten beeindruckt?
  • Was hat sich zum Positiven gewendet?
  • Welches ungewöhnliche Kompliment habe ich erhalten?
  • Welches Wort beschreibt mein vergangenes Jahr und warum?

THE WRITING ACADEMIC

Es gibt eine gute Nachricht: was manchmal ganz und gar unmöglich erscheint, nämlich produktiv zu schreiben —  trotz Wissenschaftsalltag — das geht. Es geht wirklich. Aber: Es geht nicht von allein. Und es geht auch nicht so gut allein. Hier schreiben die drei Schreibcoaches zu Themen rund um eine neue Wissenschaftskultur, dem Thema Online-Coworking und nachhaltigen Produktivitätsroutinen. 

Viel Spaß und guten Flow!

Ingrid Scherübl, Wiebke Vogelaar & Katja Günther

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Selbstcoaching in der Wissenschaft

Schreibcoach Katja Günther ist nicht nur die Autorin dieses Blogposts und Co-Gründerin von THE WRITING ACADEMIC, sondern auch die Autorin des Ratgebers "Selbstcoaching in der Wissenschaft", das 2020 bei utb erschien.
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Es gibt eine gute Nachricht: was manchmal ganz und gar unmöglich erscheint, nämlich produktiv zu schreiben — trotz Wissenschaftsalltag — das geht. Es geht wirklich. Aber: Es geht nicht von allein. Und es geht auch nicht so gut allein. In akademischen Kontexten gibt es leider selten ein wirklich empowerndes Miteinander. Ja, das haben wir selbst schon mitbekommen und am eigenen Leib erfahren. Sich während Habilitation oder Promotion als Einzelkämpfer:in zu fühlen, ist alles andere als bekömmlich und noch weniger förderlich.

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